Starnberger Dialog
Netzwerk für ein friedliches Zusammenleben

Gedenken an den Todesmarsch 1945

In der letzten April-Woche jährt sich der Todesmarsch der Häftlinge des KZ Dachau zum 75. Mal.

Die Erinnerung an das Verbrechen dieses Marsches ist auch heute noch von Bedeutung für das Verständnis unserer Gesellschaft.

Ein öffentliches Gedenken im persönlichen Kontakt ist wegen der Schutzmaßnahmen im Kontext des Corona-Virus im diesem Jahr leider nicht möglich. Als umso wichtiger empfindet es Rainer Hange vom Verein „ Gegen Vergessen für Demokratie e.V.“ und dem Starnberger Dialog, in diesem Jahr wenigstens virtuell an die Geschehnisse im Landkreis Starnberg zu erinnern und so die Trauer und die Verbundenheit mit den Opfern und Hinterbliebenen zu zeigen. Zusammen mit Pfarrer Dr. Stefan Koch von der Evangelischen Kirchengemeinde Starnberg wurde daher ein kurzes Video in der Friedenskirche aufgenommen, um dieses Gedanken zu stärken. Dabei unterstützten die Starnberger Gymnasiastin Isabella Schacht, die Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Musik des Kantors Nikola David der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom in München.

zum Video

https://www.evangelisch-starnberg.de/images/starnberg/videos/dachau_todesmarsch.mp4


Kundgebung am 9.November 2019 ab 17.00 Uhr Kirchplatz in Starnberg

Eine neue Studie hat leider ergeben, dass der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft und auch in Europa sehr stark angewachsen ist und nach dem Terroranschlag in Halle/Saale auf die jüdische Synagoge eine neue Dimension erreicht hat.

Für diese Veranstaltung haben der stellvertretende Landrat Herr Georg Scheitz und Frau Eva John, Erste Bürgermeisterin der Stadt Starnberg für ein Grußwort zugesagt und als Hauptrednerin die Historikerin und Autorin Frau Dr. Friederike Hellerer aus Herrsching. Sie hat erst kürzlich ihr neues Buch "Die NSDAP im Landkreis Starnberg" vorgestellt und wird eine regionale Rückschau auch bis zur Zeit der Progromnacht in Starnberg und dem Landkreis halten.

Der Kantor Nikola David von der jüdischen liberalen Gemeinde Beth Shalom aus München, der schon einige Male bei unseren Veranstaltungen in Starnberg dabei war, tritt mit Gesang und einem Gebet auf und auch der Musiklehrer der Musikschule Starnberg, Herr Stefan Komarek wird auf der Klarinette musikalisch begleiten. Vom Starnberger Dialog werden Martina Neubauer und Dr. Stefan Koch das Wort ergreifen. Rainer Hange vom Starnberger Dialog ist Versammlungsleiter und wird die Veranstaltung eröffnen und moderieren.


03.10.2019 Jahrestag der Gründung des Starnberger Dialogs

Anlässlich des dritten Jahrestages seiner Gründung unterstreicht der „Starnberger Dialog“ seine Bemühung um ein friedliches Zusamenlaben in Stadt und Landkreis Starnberg. Und schaut nach vorne. Elisabeth Fuchsenberger, Rainer Hange, Dr. Stefan Koch, Martina Neubauer und Kerstin Täubner-Benicke hatten am 3. Oktober 2016 im Starnberger Landratsamt im Beisein von Landrat Karl Roth, Starnbergs erster Bürgermeisterin Eva John und weiterer 50 Personen der Zivilgesellschaft aus der Region den „Starnberger Dialog“ ins Leben gerufen. Seitdem wurden von den Verantwortlichen und in Kooperation mit dem Dialog eine Reihe von Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Aktionen durchgeführt. Bilanzierend hält der Dialog an seinem Auftrag fest. „Uns geht es weiterhin darum, ein Klima des sozialen Miteinander zu unterstützen und es, wo möglich, auch selbst zu schaffen. Wir rufen weiterhin dazu auf, die Diskriminierung von Menschen in jeglicher Form auszuschließen und sich, wo immer nötig, aktiv gegen sie zu wenden. Wir haben seit unserer Gründung vor Rassismus und Rechtsextremismus gewarnt, diese Warnung ist heute erneut aktuell und wir werden sie zu Gehör bringen: vernehmbar und mit zivilen und demokratischen Mitteln.“ Die deutschen Geschichte und mit ihren Erfahrung von Diktatur und staatlichen Verbrechen diene dem Dialog als stete Mahnung. Deshalb gehöre für ihn die jährliche Erinnerung an den Todesmarsch Dachauer Häftlinge ebenso zum Programm eines aktualisierenden Erinnerns, an dem sich der „Starnberger Dialog“ auch in Zukunft versucht, wie die jährlichen Kundgebungen zum 9. November, dem Schicksalstag der Deutschen.


23.10.2019 Film "Wir sind Juden aus Breslau" 

Überlebende Jugendliche und ihre Schicksale nach 1933. Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies (Deutsch-Polnischer Kulturpreis Schlesien 2017, Ehrenmedaille der Europäischen Kulturhauptstadt Wroclaw, Weltweit eingeladen auf bedeutende Filmfestivals) www.judenausbreslaufilm.de

Sondervorführung in Starnberg im Kino Breitwand am Mittwoch 23.10.19 um 19.30 Uhr

Mit Regisseurbesuch und anschließendem Filmgespräch
In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Starnberg und dem Starnberger Dialog
Zusätzliche Schulvorführung mit Regisseur am Donnerstag 24.10. Kino Breitwand, Wittelsbacherstraße 10, 82319 Starnberg

Protagonisten: Esther Adler, Gerda Bikales, Anita Lasker-Wallfisch, Renate Lasker-Harpprecht, Walter Laqueur, Fritz Stern, Guenter Lewy, David Toren, Abraham Ascher, Wolfgang Nossen, Eli Heymann, Mordechai Rotenberg,Max Rosenberg, Pinchas Rosenberg sowie eine deutsch-polnische Jugendgruppe aus Bremen und Wrocław

Musik: Bente Kahan, Simon Wallfisch, Patrick Grant, Carlo Altomare  

Ein Film von aktueller Brisanz, der ein eindringliches Zeichen setzt gegen stärker werdende nationalistische und antisemitische Strömungen in Europa. Ein Film, der aufzeigt, wohin eine katastrophale Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen führt. Ein Film, der anhand der Lebensschicksale der Protagonisten auch die Gründung des Staates Israel mit den Erfahrungen des Holocaust in Verbindung setzt. 

Sie waren jung, blickten erwartungsfroh in die Zukunft, fühlten sich in Breslau, der Stadt mit der damals in Deutschland drittgrößten jüdischen Gemeinde, beheimatet. Dann kam Hitler an die Macht. Ab diesem Zeitpunkt verbindet diese Heranwachsenden das gemeinsame Schicksal der Verfolgung durch Nazi-Deutschland als Juden: Manche mussten fliehen oder ins Exil gehen, einige überlebten das Konzentrationslager Auschwitz. Der Heimat endgültig beraubt, entkamen sie in alle rettenden Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, England, Frankreich, und auch in Deutschland ein neues Leben auf. Nicht wenige haben bei der Gründung und dem Aufbau Israels wesentlich mitgewirkt.

14 Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Films. Sie erinnern nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau. Ihre späteren Erfahrungen veranschaulichen eindrücklich ein facettenreiches Generationenporträt. Einige von ihnen nehmen sogar den Weg in die frühere Heimat auf sich, reisen ins heutige Wrocław, wo sie einer deutsch-polnischen Jugendgruppe begegnen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus schlägt der Film eine emotionale Brücke von der Vergangenheit in eine von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft.

Pressestimmen:

Peter von Becker, Tagesspiegel: Ein filmisches Denkmal, erschütternd und erhellend. Um das Aufeinandertreffen der letzten Zeugen mit den Mädchen und Jungen von heute ziehen die Filmemacher Kaper und Szuszies ihre behutsamen Kreise: von Breslau einst und jetzt, von Orten der Emigration mit Szenen auch aus Israel, den USA oder Frankreich, im Wechsel zwischen historischen und aktuellen Aufnahmen, Einzelinterviews, Dialogen mit den Jugendlichen und erstaunlichen Begegnungen.

 Wilfried Hippen, TAZ: Mit der Veränderung des politischen Klimas in Polen hat der Antisemitismus dort neuen Auftrieb bekommen, und indem sie auch davon in ihrem Film erzählen, geben die Filmemacher ihm noch mehr Tiefe und Dringlichkeit.

Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung: Zeugnis gegen die Unverbesserlichen. Es wird alles gesagt. Geschont wird niemand. Und das ist gut so.

Björn Schneider, Spielfilm.de: "Wir sind Juden aus Breslau" ist ein Kaleidoskop an ergreifenden, sprachlos machenden Einzel- und Familienschicksalen, die der Film klug, mitreißend und zu keiner Sekunde langatmig, miteinander verwebt.

Dorothee Tackmann, Programmkino.de: In vierzehn Lebensläufen entsteht eine Reise um die halbe Welt. Eine bewegende, perspektivenreiche Dokumentation. Dieses Zusammentreffen der Zeitzeugen ist einmalig. Der Film nimmt einen gefangen.

FBW: Prädikat Wertvoll     FSK: ab 12 Jahre        Länge: 108 Minuten 

Produktion und Eigenverleih des Films wurden von der Beauftragten der Bundesregierung


Starnberger Woche der Demokratie 19.05.-25.05.2019

Eine ganze Reihe von Veranstaltungen fanden in der Woche der Demokratie mit Beteiligung von Grünen, CSU, JU, SPD, Jusos, der FDP und der Petra-Kelly-Stiftung, dem Starnberger Dialog und vielen Einzelpersonen vor der Europawahl statt. Hier finden Sie einige dokumentiert:









Poetry Slam-Workshop und Aufführung 19.05.2019 Dokumentation

"Drei Farben Blau" Filmgespräch








Am 23.5. wurde auch ein Konzert in der Friedenskirche organisiert, das vom Publikum am Ende
mit Standing Ovations begeistert aufgenommen wurde. Der jüdische Kantor Nikola David von der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom aus München und die evang. Kantorin Bettina Strübel, die extra aus Frankfurt angereist war, haben schon in einigen Großstädten gemeinsam konzertiert, er als
lyrischer Tenor und sie als christliche Organistin an der Orgel und dem Klavier. So wechselten sich Bachchoräle mit Synagogengesang ständig ab und bildeten einen Dialog mit Einblick in die Liturgie beider Kirchen.



Gedenken an den Todesmarsch am 28.04.2019

Wie in den letzten Jahren hat unser Gründungsmitglied Rainer Hange auch für dieses Jahr wieder eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Todesmarsch Dachau organisiert. Sie wird am Sonntag den 28.April 2019 am Pilgrim-Mahnmal des Landratsamtes ab 15.00 Uhr mit einer Kranzniederlegung beginnen und dann werden im Eingangsbereich des LRA der stellv. Landrat Georg Scheitz und die erste Bürgermeisterin von Starnberg Frau Eva John Grußworte entrichten. Weiterhin ist auch wieder der Kantor der jüdischen Gemeinde Beth Shalom aus München mit Gesang dabei und die beiden Stadtpfarrer Dr. Stefan Koch und Dr. Andreas Jall sowie Schüler*innen des Gymnasiums Starnberg. Als Hauptrednerin konnte Herr Hange die Direktorin der Politischen Akademie Tutzing, Frau Prof. Dr. Ursula Münch gewinnen.

Rede Georg Scheitz (stellv. Landrat)



100 Jahre Kriegsende 11.11.1918-11.11.2018


Der Starnberger Dialog hat nach seiner gut besuchten Gedenkfeier „ 100 Jahre Krieg und Frieden“ am Sonntag den 11.11.18 in Starnberg gestern auch die von Kerstin Täubner-Benicke organisierte Fahrt zu den über 3000 installierten Mohnblumen aus Seide auf dem Münchener Königsplatz mit 20 Mitgliedern und interessierten Bürgern aus Starnberg  durchgeführt u.a. auch mit den Gründungsmitgliedern Sissi Fuchsenberger, Martina Neubauer und Rainer Hange. Der Königsplatz steht dabei mit seiner NS-Vergangenheit als Appel-und Aufmarschplatz und seiner umliegenden Gebäude im Kontrast zu dem Gedenken an die Millionen Soldaten und zivilen Opfer aller Kriege. Aktionskünstler Dr. Walter Kuhn empfing die Besuchergruppe und erläuterte sein Werk von der Idee bis zur Verwirklichung mit allen Schwierigkeiten wie den Finanzen, städtische Genehmigung , Installation und Arbeitsaufwand. In einem Info-Container wird durchgehend in einem Film und durch Aushänge auf diese Friedensmission hingewiesen unter dem Motto „Niemals wieder“ www.niemalswieder.com. Die Installation kann noch bis 2. Dezember 2018 besichtigt werden.

Zeitungsartikel zu der Veranstaltung am 11.11.2018

Link zum Starnberger Merkur

Vorberichterstattung: Link zur SZ Starnberg

 

 


Sommer 2018: Demokratie im Biergarten

Im Sommer ist in diesem Jahr Zeit für die Frage, wohin sich die demokratische Idee entwickelt. Nachdem ihr Siegeszug mit dem Jahr 1989 unaufhaltsam schien, zeigen sich mittlerweile Tendenzen, die nachdenklich stimmen, was ihre Zukunft als Staatsform betrifft.

Die Gesprächsreihe im Biergarten nahm sich Zeit für die Theorie hinter den Systemen.

 Mo., 6.8.  „Der ideale Staat“            Die antike Demokratie

 Di., 7.8.    „We the people“                Die amerikanische Verfassung

 Mi, 8.8.    „Wir stimmen ab“            Direkte Demokratie & Demarchie

 Do., 9.8.   „Alle Macht den Räten“     Die Rätedemokratie

 Fr., 10.8.  „Postdemokratisch“          Defekte Demokratien

 Sa., 11.8.  „Die vierte Gewalt“            Demokratie stärkende Medien

Besuch der Ausstellung "Nie wieder. Schon wieder. Immer noch." im NS-Dokuzentrum München am 19.1.2018

Besuchergruppe (c) Orla Connolly

Der Rechtsextremismus in Deutschland verändert sich stetig - aber er verschwindet nicht. Das zeigt die Sonderausstellung in München bis zum 2.4.2018 auf eindringliche wie erschreckende Weise. Rechtsextremes Gedankengut ist mittlerweile tief in die Gesellschaft vorgedrungen, was sich etwa an der Verrohung der Sprache in sozialen Netzwerken zeigen lässt, oder auch an den zunehmenden Angriffen auf Geflüchtete und Asylbewerberunterkünften.

Einige Mitglieder des“ Starnberger Dialogs für ein friedliches Zusammenleben“ und des Vereins „Gegen Vergessen-für Demokratie e.V.“, u.a. die frühere Bundesjustizministerin und derzeitige Kreisrätin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Kreisrätinnen Sissi Fuchsenberger und Martina Neubauer, der evang. Pfarrer Dr. Stefan Koch, Judith Baumann und Dieter Heinze haben am 19.1.2018  die Sonderausstellung „Nie wieder. Schon wieder. Immer noch.“ über Rechtsextremismus ab 1945  im NS-Dokuzentrum in München besucht, initiiert und organisiert von Rainer Hange. Der dortige Leiter, Herr Direktor Prof. Winfried Nerdinger, empfing die Starnberger Gruppe persönlich und lies es sich nicht nehmen, sie auch durch das Haus zu führen und die Ausstellung zu erklären. In Schaubildern wird dort die Entwicklung des Rechtsextremismus seit Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland bis heute erläutert und dabei aufgezeigt, daß diese menschenverachtende Ideologie mit rechten Gruppierungen, Parteien und Kameradschaften  auch schon Anschluß bis in die Mitte der Gesellschaft gefunden hat und damit eine ständige Gefahr für die Demokratie darstellt. Es wurde berichtet,  mit welchen Strategien und Methoden dieses Gedankengut verbreitet wird und wie man dem entgegentreten kann. Dazu wird u.a. auch der Nationalismus, die Fremdenfeindlichkeit, der Rassismus, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Antiziganismus, Verfälschung der Geschichte und ein antidemokratisches Denken an Exponaten dargestellt. In den über 70 Jahren seit 1945 hat sich der Rechtsextremismus in Wellenbewegungen auf und ab bewegt und ist zur Zeit wieder auf einem Höchststand. Unsere Besuchergruppe diskutierte auch mit Prof. Nerdinger, wobei Frau Leutheusser-Schnarrenberger bei dieser Thematik über ihre Erfahrungen als Bundes- Justizministerin und Abgeordnete in den Jahren von 1990 bis 2013 mit Gesetzesinitiativen und Bundestagsdebatten in Berlin berichtete. Festgestellt wurde, daß neben der Politik auch die Zivilgesellschaft und die Medien mithelfen müssen, das Phänomen Rechtsextremismus zu bekämpfen, was wir im Starnberger Dialog auch mit unseren Aktionen bezwecken.  Auf dem beigefügten Bild ist die Besuchergruppe mit Prof. Winfried Nerdinger zu sehen.

Bericht Wochenanzeiger

Kundgebung am Abend des 9. November 2017 in Starnberg

Gedenktag 9.11.2017

Der „Starnberger Dialog“ rief auch in diesem Jahr zur Kundgebung am 9. November auf dem Starnberger Kirchplatz auf. Sie stand wiederum unter der Überschrift „Unsere Demokratie – wir passen drauf auf“ und lud die Bürgergesellschaft Starnbergs und der Region dazu ein.

Neben den Grußworten von der Starnberger Ersten Bürgermeisterin Eva John und stellvertretendem Landrat Tim Weidner gehörte für den Starnberger Dialog das jüdische Gebet für die Ermordeten des Holocausts in jedem Jahr zu den Grundaufgaben der Erinnerung des 9. November. Den aktuellen Schwerpunkt bildete diesmal das Thema „Sprache“. Ihre destruktive alltägliche Wirkmacht insbesondere im Pogrom von 1938 wurde eindrucksvoll von Viktor Klemperer dokumentiert. Der Fall der Mauer im Jahr 1989 bedeutete auch ein Niederreißen sprachlicher Mauern. Der damalige Ruf „Wir sind das Volk“ dient inzwischen dazu, Barrieren aufzubauen, und Menschen auszugrenzen. Auch die aktuellen verharmlosenden Redeweisen über die Verbrechen der Nazidiktatur geben Grund zur Sorge, dass die gegenwärtig erlebbare Verrohung unserer Sprache ein Spiegelbild der zunehmenden Verrohung der Gesellschaft ist. Dem tritt der Starnberger Dialog klar, deutlich und mit dem Appell zur Achtsamkeit entgegen. Der Starnberger Dialog will aufdecken, was die Sprache populistischer oder gar extremistischer Sprecherinnen und Sprecher verrät. Die Organisatoren und Organisatorinnen wollen verdeutlichen, dass ein oft bewusst grenzüberschreitender Gebrauch der Sprache der gegenseitigen Verständigung schadet. Sie rufen zu einer demokratisch verantworteten Redeweise auch über die deutsche Geschichte auf. Diese Redeweisebeherzigt selbst, was sie einfordert: Respekt, Inklusion und Verständigung. Einen musikalischen Akzent mit der Klarinette setzte Stefan Komarek und es kamen u.a. Texte von Victor Klemperer und Axel Hacke zu Gehör. Der Abend steht unter dem Ausspruch von Max Mannheimer: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."

Redebeiträge:

Eva John (1.Bürgermeisterin)

Tim Weidner (Stellvertretender Landrat)

Dr. Stefan Koch (evang. Pfarrer)


Am 12. Mai 2017 setzte sich der Starnberger Dialog mit dem Thema „Nimmt die Menschenfeindlichkeit zu?“ auseinander:

Werner Fröhlich

Wie sieht es aus mit menschenfeindlichen und rassistischen Einstellungen? Sind sie wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie immer wieder zu lesen ist? Die Wissenschaftler des Instituts für Soziologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München haben in einer Studie die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Bayern untersucht. Gegen welche Gruppen richten sich Ressentiments, gegen Muslime oder gegen Juden? Gegen Nichtsesshafte oder Obdachlose?  Dr. Werner Fröhlich von der LMU stellte seine Forschungsergebnisse in Starnberg vor. Eingeladen hatte der „Starnberger Dialog“, ein Zusammenschluss von engagierten  Bürger*innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, der  Politik und den Kirchen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, den demokratiefeindlichen und gleichgültigen Kräften mit Information und Aufklärung entgegen zu treten.

Am 7. Mai 2017 setzte der „Starnberger Dialog“ auf dem Kirchplatz in Starnberg mit einem „Impuls für Europa“

ein Zeichen für eine lebhafte Demokratie in Europa. Alle Bürgerinnen und Bürger waren herzlich eingeladen, ein Bekenntnis für Europa abzulegen, zu kommen oder selbst das Mikrofon zu ergreifen, um ganz persönlich zu schildern, was ihnen wichtig ist, was ihnen am Herzen liegt, welche Wünsche, Hoffnungen und Sorgen sie mit Europa verbinden. „Wir wollten“, so die Initiatoren des Starnberger Dialoges „gerade am Tag der Stichwahl um die französische Präsidentschaft ein starkes Zeichen für ein friedliches, geeintes Europa setzen“.

Gedenken an den Todesmarsch durch Starnberg und Percha

Gedenken am Denkmal

Rainer Hange erinnert alljährlich an den Todesmarsch aus Dachau, der mitten durch Starnberg in den letzten Kriegstagen führte.

Schülerinnen und Schüler, Zeitzeugen, kommen zu Wort und gedenken der vielen Toten und Gequälten.

Gedenkfeier am 9. November 2016

Gedenken 9.11.2016





Redebeiträge:

Eva John (1. Bürgermeisterin)

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Bundesministerin der Justiz a.D.)

Georg Scheitz (stellvertretender Landrat)

Judith Baumann

Dr. Stefan Koch (evang. Pfarrer)

Sissi Fuchsenberger (Historisches zum 9.11.)

Berichte über die Gründung am 3. Oktober 2016

Ein starkes Zeichen für Zivilcourage - Merkur von 6.10.16

Starnberg – Die Initiatoren sind fürs Erste zufrieden: „Es war ein vielversprechender Start für den Starnberger Dialog“, sagt die Grünen-Stadt- und Kreisrätin Martina Neubauer über die Gründungsveranstaltung am Montagabend. Etwa 50 Interessierte aus der Stadt und dem Landkreis wurden mit ihrer Unterschrift Gründungsmitglieder des Dialogs, der ein überparteiliches und überkonfessionelles Netzwerk für ein friedliches Zusammenleben sein will (wir berichteten).

Neben Neubauer hatten das FDP-Ehrenmitglied Rainer Hange, der evangelische Pfarrer Dr. Stefan Koch und Grünen-Kreisvorsitzende Kerstin Täubner-Benicke die Idee für den Zusammenschluss. „Wir wollen gewappnet sein“, hatte Neubauer gesagt. Gewappnet für den Tag, an dem auch im Fünfseenland rechtsradikale oder rassistische Parolen gegrölt werden.

So heißt es in dem Grundsatzpapier: „Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und Glaubensgemeinschaften ist gefährdet, wo Rassismus, Rechtsradikalismus, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit offen oder verdeckt gezeigt werden. Die schmerzhaften Erfahrungen unserer deutschen Geschichte sind für uns Mahnung und Auftrag zugleich.“

Landrat Karl Roth machte deutlich, wie er die Entwicklungen in den beiden zurückliegenden Jahren im Landkreis, insbesondere im Hinblick auf die Ankunft der vielen Geflüchteten, erlebt hat und welche Aufgaben nun vor der Gesellschaft stünden. Roth zeigte sich erfreut, dass mit dem neuen Netzwerk die Kräfte gebündelt würden und man noch besser gemeinsam agieren könne. „Auch heute ist wieder Zivilcourage gefragt“, sagte der Landrat.

Auch wenn noch nicht klar ist, wie die zukünftige Zusammenarbeit koordiniert wird, wurde deutlich, dass diese Verknüpfung bisher fehlte. „Unsere Vernetzung stärkt das Wissen voneinander, die Möglichkeit des Austauschs und das Einstehen für unsere Demokratie“, lautete die gemeinsame Einschätzung.

Neues Bündnis für friedliches Miteinander (Starnberger Merkur)
Es geht um Respekt, um Freiheit und um Toleranz: Am Montag gründet sich im Landratsamt der „Starnberger Dialog“. Was es mit dem Bündnis auf sich hat, haben die Initiatoren jetzt vorgestellt.

Von Peter Schiebel

Starnberg – Auch wenn es im Starnberger Stadtrat oft genug hoch hergeht – was die politische Großwetterlage anbelangt, sind die Stürme an Starnberg bislang vorbeigezogen. Neonazi-Aufmärsche und rechtes Geschrei hat es in der Kreisstadt wie auch im Landkreis bislang höchstens am Rand gegeben. Aber ob das so bleibt?

Grünen-Stadträtin Martina Neubauer hat da so ihre Zweifel: „Wir rechnen damit, dass bei den Wahlen im nächsten Jahr die eine oder andere Gruppierung aktiv wird“, sagt sie. Wir – das sind neben Neubauer der evangelische Pfarrer Dr. Stefan Koch, das FDP-Ehrenmitglied Rainer Hange und die Grünen-Kreisvorsitzende Kerstin Täubner-Benicke. Sie stecken hinter dem „Starnberger Dialog für ein friedliches Zusammenleben“, der sich am Montag, dem Tag der Deutschen Einheit, im Landratsamt gründen will. „Die Entwicklungen in Deutschland und in Europa bereiten uns Sorge“, sagen die vier. „Wir wollen deswegen ein Forum bieten, sich auszutauschen und gemeinsam Veranstaltungen zu planen und durchzuführen.“

Etwa 130 Persönlichkeiten und Vertreter gesellschaftlich relevanter Gruppen haben die Initiatoren persönlich angeschrieben und für Montag eingeladen: Kirchen, Vereine, Parteien, Sozialverbände, Gewerkschaften, Kulturschaffende, Bürgermeister und Altbürgermeister... Landrat Karl Roth war einer der ersten, der zugesagt hat.

Sie alle sollen ein möglichst großes Netzwerk bilden. „Wir wollen Menschen mit bürgerschaftlichem Engagement näher zusammenbringen“, erklärt Pfarrer Koch. Dabei gehe es nicht um einen Beitrag für die Starnberger Lokalpolitik, betont er, sondern vielmehr um die Frage, wie wir künftig zusammenleben wollen. Und darum, im Falle eines Falles möglichst schnell möglichst viele Demokraten auf die Beine zu bringen. Denn die Bedrohungen vom rechten Rand nehmen die Initiatoren sehr ernst. „Wir sind in Habachtstellung“, sagt Martina Neubauer. Für Rainer Hange eine Frage der Ehre. „Ich möchte meinen Beitrag leisten, so lange ich lebe“, sagt der 75-Jährige, der unter anderem schon Gedenkfeiern an den Todesmarsch aus dem KZ Dachau organisiert hat.

Der „Starnberger Dialog“ gründet sich am Montag, 3. Oktober, um 18.30 Uhr im Landratsamt. Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen., zu den Mitgründern zu gehören. Übrigens: Angst, damit auch ein Amt übernehmen zu müssen, braucht niemand zu haben. „Wir wollen kein Verein oder etwas ähnliche werden“, sagt Pfarrer Koch. Es gehe einzig darum, Menschen guten Willens zusammenzubringen. Für ein friedliches Starnberg.